Der Ort Dützen
Dützen ist ein Stadtteil der ostwestfälischen Stadt Minden im Kreis Minden-Lübbecke in Nordrhein-Westfalen. Am 1. Januar 1973 ist die selbständige Gemeinde, die aus einem Dorf gleichen Namens hervorgegangen ist, in die Stadt Minden eingemeindet worden. Dützen liegt südwestlich der Mindener Innenstadt und nördlich am Fuße des Wiehengebirges unweit der Porta-Westfalica.
Der Stadtteil ist durch weite landwirtschaftliche Nutzflächen geprägt. Zur Gemeinde gehören die Ortsteile Hummelbeck, Uphausen, Peckeloh und Twemke. Die Dützer Mühle im Ortsteil Hummelbeck gilt seit der Restaurierung in den Jahren 1991 bis 1993 als ihr Wahrzeichen. Die Windmühle gehört zur Westfälischen Mühlenstraße.
Der Ort Dützen (Duttison) bei Minden wurde erstmals namentlich als Siedlungsgebiet in einer Urkunde des Bischofs Folkmar erwähnt. Leider fehlt in der Urkunde die Angabe der Jahreszahl. Man nimmt aber in Fällen, in denen der Ortsname innerhalb eines Zeitraumes zum ersten Mal genannt wird, das Regierungsantrittsjahr des während der Zeit regierenden Fürsten oder Bischofs als "Geburtsjahr". Folkmar war von 1080 -1095 Gegenbischof in Minden, so dass man für Dützen das Jahr 1080 ansetzen müsste. Da es aber in der Urkunde Folkmars heißt, sein Vorgänger Egilbert (Bischof von 1055 - 1080) habe in dieser Sache beratend interveniert, dürfte man noch eine Generation weiter zurückgehen und könnte das Jahr 1055 als "Geburtsjahr" annehmen.
Dadurch, dass der Ortsteil Hummelbeck (Homelbeke) bereits in einer Urkunde mit Datum vom 18. Tag vor den Kalendern des September (15. August) im Jahre 993 Erwähnung fand, werden weitere Fragen nach dem Gründungsjahr aufgeworfen; denn der alte Name Duttison für Dützen ist typisch für die erste Siedlungs- und Rodungsperiode, während der alte Name Homelbeke für Hummelbeck mehr der zweiten Siedlungs- und Ausbauperiode zuzurechnen ist.
Ist Dützen also noch älter als Hummelbeck?
Während Hummelbeck und auch Uphausen eigenständige Siedlungen (Bauerschaften) waren, bildeten interessanterweise Dützen zusammen mit Häverstädt (Heveristede, Häverstette) einen Gemeindebezirk. Aus der ältesten umfassenden Aufstellung, dem Urbar (Steuer- und Höfeverzeichnis) vom 7.1.1682, geht hervor, dass die Hausnummern gemeinsam für Dützen und Häverstädt fortlaufend zugeteilt wurden.Verwaltungsmäßig gehörten diese Orte alle bis November 1806 zur Vogtei "Zwischen Barge und Broke" (Zwischen Berg und Bruch) dem späteren Amt Hausberge.
Vor der Schlacht bei Minden am 1.8.1759 stand der Hauptteil des Französischen Heeres zwischen Bastau und Berg in der Linie Uphausen - Dützen (Häverstädt) - Weser.
Napoleon I. führte nach der Besetzung Preußens durch ein Dekret vom 13. Oktober 1807 das in Frankreich bestehende, straff organisierte Präfektentum ein, welches das Land in Départements, Arrondissements (Distrikte) und Kantone einteilte. Mit dieser Einteilung wurden auch die Gemeinden neu geordnet.
Die Gemeinde Dützen kam 1809 zum Canton Haddenhausen im Weser-Département Arrondissement Minden. Dieser gehörte zum Königreich Westphalen mit der Residenzstadt Kassel.
Im Jahre 1811 wurde die Gemeinde Dützen vom Weser-Département abgetrennt und dem Ober-Ems-Département zugewiesen, das Paris direkt unterstellt war. In dem neu gegründeten Munizipalitätsbezirk, der aus mehreren kleinen Ortschaften bestand, erhielt die Gemeinde Dützen den Verwaltungssitz (Mairie). An der Spitze stand der Maire (Bürgermeister). Häverstädt wurde eine selbständige Gemeinde. Zu diesem Zeitpunkt hatte Dützen 600 Einwohner und 78 Wohnhäuser.
Nach der Niederlage Napoleons (Wiener Kongress im Jahre 1815), behielt man zunächst das französische Verwaltungssystem bei. Aus dem Munizipalitätsbezirk wurde die Bürgermeisterei und aus dem Maire der Bürgermeister.
In der Zeit von 1832 bis 1835 hatten die Dörfer Dützen, Hummelbeck und Uphausen insgesamt 817 Einwohner.
Das Jahr 1843 brachte eine wichtige Neuordnung. Durch die am 31.10.1841 beschlossene Landgemeindeordnung wurden am 1.10.1843 die bis dahin eigenständigen Dörfer Hummelbeck und Uphausen der Gemeinde Dützen zugeordnet und die Bürgermeisterei Dützen in Amt Dützen umbenannt.
In den Folgejahren gewann Dützen immer mehr an Bedeutung und auch die Einwohnerzahl stieg kontinuierlich an: 1851 = 967 Einwohner, 1890 = 1.172 Einwohner und bei der Volkszählung im Jahre 1910 wurden schon 1.403 Einwohner registriert. Gemeindevorsteher in dieser Zeit war Kolon Heinrich Lübking, Haus-Nr. 32.
Nach dem zweiten Weltkrieg (1939-1945) stellte sich der Kommunalpolitiker Gottlieb Pals, der schon von 1929 bis 1933 zur Gemeindevertretung gehörte, sofort zur Verfügung, um eine neue demokratische und bürgerschaftliche Selbstverwaltung zu begründen und aufzubauen. 1946 wurde er zum Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Dützen gewählt und war seit dieser Zeit auch Amtsbürgermeister des Amtes Dützen. Durch seine ungewöhnliche Schaffenskraft hat er Dützen zu einem hohen kulturellen Ansehen verholfen.
Von seinen erfolgreichen Bemühungen um Bauland zeugen die großen Wohnsiedlungen, insbesondere als 1946 die Flüchtlinge aus dem Osten aufgenommen werden mussten. Da für sie Wohnraum fehlte, entstand aus der Not die erste Siedlung im Westen der Gemeinde zwischen Schleidermannsweg und Zechenstraße.
Ihm ist auch, neben vielen anderen Initiativen, der Bau des ersten Dorfgemeinschaftshauses in Ostwestfalen/Lippe, der Friedhofskapelle, des Kindergartens, des Sportplatzes, der neuen Volksschule und der Kanalisation zu verdanken
Etwa 1960 wurde südlich der erbauten Grundschule im Bereich Bergstraße und Kornackerstraße ein weiteres Neubaugebiet erschlossen.
Bis zur kommunalen Neugliederung und der Eingemeindung in die Stadt Minden am 1. Januar 1973 war Dützen eine selbstständige Amtssitzgemeinde mit einer Gesamtfläche von rd. 6,15 km² sowie 2.853 Einwohnern.
In dieser Zeit wurde der dritte große Siedlungsplan verwirklicht, indem die ausgewiesenen Neubauflächen im Bereich zwischen Ziegeleiweg, Haldenweg und Postillionweg bebaut wurden. Die Einwohnerzahl war bis zum 31. Dez. 2008 auf 3.871 Personen angewachsen.
Die Bevölkerung von Dützen wird gegenüber Rat und Verwaltung der Stadt Minden seit 1973 durch einen Ortsvorsteher vertreten, der aufgrund des Wahlergebnisses vom Rat der Stadt Minden gewählt wird.